Besondere Herausforderungen
Maurerarbeiten
Das Ziel war, das ursprüngliche Mauerwerk des Denkmals zu erhalten und von späteren Manipulationen zu befreien. Die Herausforderung bestand darin, es zu erhalten und gleichzeitig so zu stabilisieren, dass nachfolgende Generationen sicher im Haus leben können. Das wurde dadurch erreicht, dass Betonfundamente nur in dem Maße zum Einsatz kamen, wie unbedingt nötig, z.B. an der abgesackten Ostseite des Vorderhauses und an der Westseite des Wirtschaftstrakts, wo früher eine Zisterne war. Ansonsten wurde abgestützt, mit alten Ziegelsteinen neu aufgemauert oder ausgebessert und neu mit Muschelkalk verfugt. Dabei kam dem Haus zugute, dass die Handwerker eine positive Einstellung zu historischen Materialien hatten, sich in alten Techniken auskannten und nicht auf moderne genormte Materialien zurückgreifen wollten. Natürlich geht es nicht vollständig ohne moderne Materialien, aber diese wurden nur da, wo unbedingt nötig eingesetzt, z.B. Glasschaumschotter und Perlite zur Dämmung. Im Innenbereich musste für jeden Raum eine individuelle Lösung gefunden werden: Blähton in verschiedenen Dicken und in der Upkamer Calciumsilikatplatten.
Die beiden beteiligten Firmen erwiesen sich als kompetente Partner mit Liebe zu alten Handwerkstechniken.
Tischlerarbeiten
Die größte Herausforderung war die Herstellung der Blockrahmen-Schiebefenster im Vorderhaus. Hier ist jedes Fenster ein Unikat, weil kein Maß mit einem anderen übereinstimmt. Historische Authentizität mit moderner Technik (Kontergewichte, Doppelverglasung) zu verbinden, ist schon ein Meisterwerk. Das hat die Firma glänzend hinbekommen.
Eine zweite großartige Leistung war es, die Teile der Butzenwand wieder an ihrem ursprünglichen Platz zu platzieren und so zu restaurieren, dass sie wieder nutzbar ist. Auch das ist hervorragend gelungen. Als die Wand hergestellt wurde, war das Haus wahrscheinlich noch relativ gerade und lotgerecht. Inzwischen ist es durch Absackungen sehr schief, und rechte Winkel sind eher selten. Das Problem war: wenn man die Wand lotgerecht aufgestellt hätte, hätte man optisch den Eindruck gehabt, dass sie nach vorne geneigt ist. Um einen halbwegs „geraden“ Eindruck zu machen, wurde sie also leicht nach hinten gekippt. Gleichzeitig musste auch noch eine Neigung des Hauses nach Norden ausgeglichen werden.
Eingangsdiele
Hier waren wir einerseits froh, dass sehr viel von der Marmorimitation von 1900 erhalten war, aber der Zustand war – hauptsächlich durch Feuchtigkeit – erbärmlich. Die Herausforderung war zunächst, einen wirklich geeigneten Fachmann zu finden, der sich mit Imitationsmalerei sowohl an Decken als auch an Holzelementen auskennt. Tatsächlich haben wir einen wahren Meister gefunden, wie man unschwer am Ergebnis erkennen kann.
Während der Arbeiten stellte sich ein Feuchteschaden an der Decke heraus, der in dem Ausmaß vorher nicht gesehen worden war. Wieder einmal musste die eigentliche Arbeit unterbrochen werden und die Ursache des Schadens herausgefunden und behoben werden. So etwas passiert bei einer Denkmalrestaurierung oft: Es gibt immer wieder böse Überraschungen, die in der Regel auch teuer werden. Hier konnte eine undichte Stelle im Dach gefunden werden, die von oben schwer zugänglich war und deshalb noch nicht entdeckt worden war. So konnte aber die feuchte Stelle ausgebessert werden.
Malerarbeiten
Durch die restauratorische Voruntersuchung wussten wir schon, dass es viele verschiedene Farbschichten auf Holz und Wänden gab. Hier war einerseits der Wunsch groß, alles möglichst ursprünglich zu halten, andererseits passte das nicht immer zum Geschmack und Lebensgefühl der Eigentümer.
Ein Beispiel: Die erste Farbschicht auf der Decke in der großen Stube wies ein kräftiges Rot auf. Die Alkovenwand war in der ersten Fassung dunkelgrün. Ein späterer Anstrich war kräftig blau, sowohl Decke als auch Alkoven. Uns gefielen die Farben im Einzelnen, aber wir konnten uns nicht vorstellen, unser Leben in einem Raum mit „Weihnachtsfarben“ zu verbringen, da die Alkovenwand immerhin sehr dominant wirkt. Alles in kräftigem Blau zu streichen wäre wohl auch viel zu dominant gewesen. Wir haben uns letztendlich für eine kräftig rote Decke entschieden, die Holzwand aber in gedecktem Cremeweiß streichen lassen. So kommt der ursprüngliche Farbton der Decke hervorragend zur Geltung, aber der Wunsch nach hellen Räumen und zurückhaltenden Wänden wurde auch erfüllt. Der Entscheidungsprozess war langwierig und erforderte auch sehr viel Beratung und Geduld des Malers. Seine besondere Leistung war es, nach dem restauratorischen Befund die Farben anzumischen, was ihm auch sehr gut gelungen ist. Das war in der großen Stube besagtes Rot, in der Upkamer das ursprüngliche Graugrün und im Querflur ein sehr schönes Olivgrau.